Nachhaltiges Bauen im Gewerbe: Betriebe übernehmen Verantwortung


Nachhaltiges Bauen spielt längst nicht mehr ausschließlich im privaten Sektor eine Rolle. Auch im Gewerbe ist das Thema immer präsenter: Nicht nur um die Energiekosten zu senken, sondern auch um die zunehmend kritische Kundschaft von sich und der unternehmerischen Philosophie zu überzeugen. Eine ökologische Ausrichtung reicht dabei von sinnvollem Materialeinsatz über flächenoptimiertes Bauvolumen bis hin zu cleverer Architektur, die es erlaubt, das Tageslicht effizient zur Minimierung des Strombedarfs einzusetzen. Gleichzeitig steht die Gestaltung von gesundheitsfördernden Arbeitsplätzen im Fokus, um anspruchsvolle Fachkräfte zu binden.

 

Flächenoptimiert bauen


Vielerorts wird Baufläche knapp. Das beschränkte Angebot zwingt Unternehmen dazu, Bauvorhaben hinsichtlich Architektur und individueller Raumplanung zu überdenken. Das Ziel besteht heute darin, die zur Verfügung stehenden Flächen möglichst effizient einzusetzen. Clevere Pläne sind erforderlich, um aus wenig Platz möglichst viel herauszuholen. Dabei ist es irrelevant, ob es sich um eine Produktionshalle, einen Bürokomplex oder ein Lager handelt. Freiraum ist Mangelware und die Umstände erfordern neue Lösungsansätze. Die Stadt Karlsruhe macht in einem Praxisbericht zum Thema zukunftsfähige Entwicklung von Unternehmensstandorten auf die Gewinnung von Flächenpotenzialen aufmerksam und verdeutlicht anhand von drei Faktoren, warum sich flächensparendes Bauen betriebswirtschaftlich lohnt:
 

  • Grundstückskosten lassen sich reduzieren
  • Weniger Baukosten dank mehrgeschossiger Bauweise
  • Das bessere „Verhältnis von Nutzfläche zu Außenfläche“ verringert laufende Kosten für Heizung und Klimatisierung

Effizienter Umgang mit Ressourcen


Effektiver Klimaschutz fängt nicht beim sparsamen Umgang mit Energie an, sondern vielmehr mit dem effizienten Einsatz von Ressourcen und Materialien. Und das ist beim Neubau gleichermaßen bedeutend wie bei der Modernisierung. Aufgrund der Tatsache, dass es deutschlandweit massenhaft Bestandsgebäude gibt, muss die Überlegung vielerorts lauten, ob alternativ zum Neubau eine nachhaltige Modernisierungsmaßnahme sinnvoller ist. Ein kritischer Blick auf die Ökobilanz der Objekte erlaubt es, geeignete ökologische Lösungen zu finden, um bestehende Immobilien zukunftsweisend umzugestalten. Das Potenzial zur Ressourceneffizienz ist durch Nutzung von Rohbauten enorm. Fassaden lassen sich nachträglich dämmen, veraltete Heizsysteme durch innovative Technik ersetzen und ungünstige Architekturen durch Umbaumaßnahmen modernisieren. Nicht selten lässt sich der Primärenergiebedarf um mehr als 70 Prozent reduzieren und der Materialaufwand vergleichsweise gering halten. Viele Maßnahmen machen es möglich, die Anforderungswerte laut Energieeinsparverordnung zu unterbieten.

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3 nachhaltige Objekte als Vorbilder

 
  1. Ein Referenzobjekt zum nachhaltigen Bauen präsentiert das Gewerbebau-Unternehmen Grote mit einem dreistöckigen Bürogebäude in Braunschweig. Wie online bestätigt, wurde das Objekt von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen e.V. mit dem goldenen Vorzertifikat für nachhaltige Baukonzepte ausgezeichnet. Im Interview erklärt Geschäftsführer und Diplom-Wirtschaftsingenieur Andreas Grote, welche besonderen Merkmale das sogenannte W36-Projekt ausmachen: „Es ist der ganzheitliche Ansatz, bei dem die klassischen Aspekte der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft – erweitert werden um Bereiche wie Technik, Prozess und Standort.“ Neben gesunden Baustoffen nennt er Stichwörter wie angenehme Raumakustik, temperierte Räume und sinnvollen Sonnenschutz als prägende Faktoren, um den Mitarbeitern eine komfortable Arbeitsumgebung zu schaffen.
  1. Ebenfalls mit Gold für nachhaltiges Bauen prämiert wurde das Bürohaus LTD_1 in Hamburg, entworfen von den Architekten Pysall Ruge. Die Besonderheit: Alle für das Gebäude verwendeten Baumaterialien tragen das Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Im Vordergrund der Konzeption stand unter anderem die Minimierung des Energieverbrauchs. Während die hochwertige Wärmedämmung der Gebäudehülle den Bedarf an Heizenergie auf ein Minimum reduziert, sorgen raumhohe Verglasungen für eine ideale Belichtung. Die Deutsche BauZeitschrift berichtet zum LTD_1 online: „Neben einem Primärenergiefaktor von 0,585 und Betonkernaktivierung zur Bewältigung der Heizgrundlast, minimieren großflächige statische Heizkörper mit einer Vor­lauftemperatur von max. 50 ° C Betriebsverluste und ermöglichen die individuelle Temperaturregelung.“
  1. Auch der Hersteller für Reisegepäck Rimowa geht mit gutem Beispiel voran und dient hinsichtlich des flächensparenden Bauens als Vorbild. „Die lineare Anordnung der Gebäude, vom Eingangslager über die Fertigung bis zum Warenausgang, ermöglicht kurze Wege, Hochregallager tragen dazu bei, vorhandene Flächen gut zu nutzen“, erklärt das Stadtplanungsamt Karlsruhe online zum Bauprojekt am Standort Köln.

 

 

Förderung durch den DBU
 

Betriebe, die nachhaltig bauen möchten, sollten sich bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) über Fördermöglichkeiten informieren. Als eine der größten Stiftungen Europas fördert sie umweltentlastende Projekte. Insbesondere kleine und mittelgroße Betriebe stehen im Fokus. Die Förderrichtlinien des DBU werden auf der Internetpräsenz aufgeführt.

Eine Übersicht über Gewerbeobjekte finden Sie hier.


Bildquellen (v.o.n.u.): © pixabay.com – pixel2013, Tama66, MichaelGaida, Unsplash

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Dieser Artikel behandelt die Themen Bauen , Gewerbe , Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz .

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