Wohneigentum: Was spricht dafür, was dagegen?

In Deutschland gibt es im internationalen Vergleich einen geringen Anteil an Wohneigentümern. Anders herum formuliert: Es wohnt in nur wenigen anderen Staaten ein größerer Anteil der Bevölkerung zur Miete als bei uns. Woran liegt das? Die Frage lautet für viele Verbraucher in Deutschland: Mieten oder kaufen? Ist es finanziell ratsam, eine Mietwohnung zu beziehen oder sollte man auf jeden Fall danach streben, eine Eigentumswohnung oder ein Haus zu besitzen? Und nicht zuletzt: Wie nachhaltig sind die verschiedenen Wohnformen?

 

Historische und geografische Besonderheiten

Innerhalb Europas sind die Eigentumsquoten in den westlichen Industriestaaten geringer als z. B. auf dem Balkan oder in Osteuropa. Dabei spielt besonders die Wohn- und Sozialpolitik als auch die Bevölkerungsdichte und -verteilung sowie die Geschichte der Industrialisierung eine wichtige Rolle. In Deutschland gab es große Betriebe und industrialisierte Städte, die für die Arbeiterschaft mietgünstigen Wohnraum schufen, um auf engem Raum eine Vielzahl von Menschen unterbringen zu können. Diese hohe Verfügbarkeit von Arbeitskräften war ein wichtiger Faktor für die Industrialisierung. Darüber hinaus sind durch die Zerstörung von Städten und Dörfern im zweiten Weltkrieg soziale Wohnbauprojekte wichtig geworden. Hinzu kommt in der ehemaligen DDR, dass billiger Wohnraum für die Bevölkerung ein staatliches Prestigeprojekt war, das mit großem Aufwand vorangetrieben wurde.

Was ist sinnvoll: Mieten oder kaufen?

Diese Frage ist sehr komplex und kann nicht generalisierend beantwortet werden. Wichtig ist natürlich festzustellen, welche Immobilie man überhaupt bezahlen und finanzieren könnte. Dabei gibt es diverse Finanzierungsmethoden, die jeweils ihre Vorteile und Nachteile haben. Wer auf langfristige Finanzierung setzt, muss die passende Einkommenssicherheit mitbringen und in der Lage sein, seine Lebensplanung nach der Kauf- oder Baufinanzierung auszurichten. Empfehlenswert ist ausreichendes Eigenkapital von in der Regel 20 bis 30 Prozent des Kaufpreises. Selbst wer zu 100 Prozent den Kaufpreis fremdfinanziert, muss Kaufnebenkosten von etwa zehn Prozent berücksichtigen.

Wichtig ist also die Fähigkeit, Vermögen aufzubauen und zu halten: Hier kommen Bausparverträge und Geldanlagen, deren Beträge für den Immobilienkauf verfügbar sein müssen, ins Spiel. Das ist beispielsweise mittels Konsumverzicht möglich – aber den muss man sich leisten können. Gerade Geringverdiener, haben oft keine Chance, ihre Ausgaben weit genug zu reduzieren. Sie bleiben im Mietverhältnis gezwungen.

Dabei ist auch die Frage, was langfristig kostengünstiger ist, gar nicht so einfach zu klären. Das hängt extrem von der Lage der Immobilien bzw. Wohnung und der Marktsituation ab. Wer für Eigentum bereit ist, eine geringere Fläche zu beziehen, kann schnell günstiger leben als zur Miete. Wer dagegen in einer sehr preisgünstigen Gegend mietet, muss schon viel Glück haben, um ein Haus oder eine Eigentumswohnung zu finden, deren Kaufpreis über viele Jahrzehnte von den Mietkosten überragt wird.
Wer die Frage für die persönliche Situation beantworten will, sollte sich umfassend informieren und muss viele unterschiedliche Punkte für sich abwägen. Außerdem ist die langfristige Planbarkeit der persönlichen Wohnsituation von erheblicher Bedeutung. Immobilieneigentum rechnet sich normalerweise nicht, wenn man nach wenigen Jahren wieder verkaufen will oder muss.
Das gemeinnützige Verbraucherportal geht in seinen Ratgebern “Mieten oder Kaufen?” der Frage nach, welche Aspekte bei der Entscheidung über einen Kauf oder eine Miete in Betracht gezogen werden müssen. Außerdem werden Immobilienrechner zur Verfügung gestellt.
 

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Nachhaltigen Wohnraum schaffen

Individuelles Wohnen im Eigentumshäuschen ist für ein so dicht bevölkertes Land wie Deutschland keine Lösung, die für alle Menschen tragfähig ist. Die Bodenversiegelungsquote, der Energieverbrauch, der Rohstoffeinsatz beim Hausbau: All das spricht aus Gründen des ökologischen Fußabdrucks für Mehrparteienwohnen in großen Häusern. Auch die Versorgung mit allem Notwendigen ist für dichtere Wohngebiete besser zu gewährleisten. Verkehrsanbindungen erfassen mehr Menschen, medizinische Einrichtungen und Schulen funktionieren da am besten, wo sie für viele Personen zugänglich sind. Deswegen sollten Einfamilien-Immobilien nicht verboten werden, aber der Nachhaltigkeitsfaktor ist auf jeden Fall bedenkenswert und finanzielle Anreize sind wünschenswert. Konzepte wie Passivhäuser berücksichtigen zwar den Energiefaktor, aber zahlreiche weitere Probleme, zum Beispiel der Flächenverbrauch, werden so nicht gelöst.

Bildquelle: © AdobeStock / slavun

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Dieser Artikel behandelt die Themen Wohneigentum .

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