Der Traum vom eigenen Haus – lohnt sich Bauen überhaupt noch?

Die Preise für Immobilien und Wohneigentum steigen immer weiter und es ist kein Ende in Sicht. Wer aktuell überlegt, ein Haus zu bauen, stellt sich wahrscheinlich schon früh die Frage, ob es sich überhaupt lohnt oder ob das dafür vorgesehene Geld anderswo besser aufgehoben wäre. Wir erklären, warum der Hausbau aktuell so teuer ist, und zeigen Vorteile auf, die womöglich trotzdem für einen Hausbau sprechen.

Warum Bauen aktuell so teuer ist

Wie Sie vielleicht wissen, verteilen sich die Kosten für den Hausbau auf sehr unterschiedliche Positionen. In vielen dieser Positionen sind die Hausbau-Kosten in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Dafür gibt es unter anderem folgende Gründe:

Rohstoffpreise

Die Preise für Baumaterialien wie Holz, Stahl und Beton sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Das liegt unter anderem daran, dass einige Rohstoffe knapp werden und dass es entsprechend strengere Umweltauflagen in Bezug auf diese Rohstoffe gibt. Gleichzeitig steigt die Nachfrage, was die Kosten zusätzlich in die Höhe treibt. Bauherren müssen für Baumaterialien also heutzutage deutlich tiefer in die Tasche greifen als noch vor einigen Jahren.
 

Arbeitskosten

Auch die Arbeitskräfte, die am Hausbau beteiligt sind, müssen angemessen bezahlt werden. Hier sind die Löhne in den letzten Jahren gestiegen. Das liegt unter anderem an den allgemein gestiegenen Lebenshaltungskosten aber auch am zunehmenden Mangel an qualifizierten Arbeitskräften im Baugewerbe: Wenn Bauunternehmen Schwierigkeiten haben, Fachkräfte zu finden, steigen die Gehälter oft, um die Arbeitnehmer anzulocken und zu halten.
 

Niedrigzinsen bis 2021

Das extrem niedrige Zinsniveau bis Ende 2021 hat großen Einfluss auf Bauvorhaben genommen: Die bis dahin günstigen Konditionen und niedrigen Zinsen auf Baukredite haben die Nachfrage nach Immobilien-Neubauten immens erhöht. Gleichzeitig waren alternative Geldanlagen wie das Sparkonto oder Festgeld aufgrund der niedrigen Sparzinsen kaum lohnenswert, weshalb sich viele Personen für eine Investition in Immobilien entschieden. Da die Nachfrage entsprechend deutlich höher war als das Angebot, stiegen die Hauspreise an.
 

Grundstücksmangel

Aufgrund der hohen Nachfrage nach Baugrundstücken im Zuge der Niedrigzinsphase bis 2021 sind Grundstücke aktuell rar und entsprechend teuer. Wer überhaupt ein passendes Grundstück für seinen Hausbau findet, muss für das Bauland mittlerweile bis zu 60 Prozent mehr bezahlen als noch vor 10 Jahren.

Lieferengpässe

Laut dem Institut für Wirtschaftsforschung haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie noch immer Einfluss auf Lieferketten und Produktion. Entsprechend herrscht vielerorts nicht nur Materialmangel aufgrund fehlender Rohstoffe – die vorhandenen Rohstoffe können auch einfach nicht zeitnah geliefert werden, was zu Verzögerungen auf Baustellen und damit einhergehenden Preiserhöhungen führt.
 

Energie- und Bauvorschriften

Bauvorschriften rund um Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit sind ein weiterer Kostenfaktor, der heutzutage beim Hausbau deutlich mehr ins Gewicht fällt als früher. Immobilien sollen möglichst nachhaltig gebaut werden. Entsprechend gibt es hohe Anforderungen an das Baumaterial und die Bauweise.


 

Wegfall staatlicher Förderungen

Bis zum 31. März 2021 konnten Familien für selbstgenutzte Bauprojekte das Baukindergeld beantragen. Hierbei waren pro Kind bis zu 12.000 Euro Förderung möglich. Auch die KfW-Förderung für das Programm Effizienzhaus 55 lief 2022 aus, womit Bauherren auf günstige KfW-Darlehen und Zuschüsse verzichten müssen. Seit dem 21. April 2022 ist eine Förderung durch die KfW für Neubauten nur noch nach dem Energieeffizienzstandard 40 und mit dem „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“ möglich – ein Standard, der erst einmal erfüllt werden möchte und zusätzliche Kosten mit sich bringt.
 

Aktueller Zinsanstieg

Seit Ende 2021 wird ein rapider Anstieg der Zinsen für Immobilienkredite verzeichnet. Bis März 2023 hat die Europäische Zentralbank die Leitzinsen auf 3,5 Prozent erhöht. Die steigenden Zinsen für Baudarlehen treiben entsprechend auch die Gesamtkosten für den Hausbau in die Höhe.

Werden die Hausbau-Kosten bald wieder günstiger?

Prognosen ergeben, dass die Preise für Baumaterialien in den kommenden Jahren auf hohem Niveau bleiben werden, sodass nicht zu erwarten ist, dass Baukosten bald wieder sinken werden. Außerdem wird Handwerkspersonal weiterhin eine knappe Ressource bleiben, sofern nichts gegen den vorherrschenden Fachkräftemängel unternommen wird. Wenn nun auch noch die Zinsen für Baukredite weiter ansteigen, wird ein Hausbau zukünftig eher noch kostspieliger als günstiger.

Jetzt ein Haus bauen oder lieber noch warten?

Aufgrund der derzeitigen Prognosen über gleichbleibend hohe Baumaterial-Preise sowie hohe Lohnkosten für wenig verfügbares Handwerkspersonal und steigende Zinsen, kann es sinnvoll sein, jetzt direkt mit dem Hausbau zu beginnen. Denn die Hausbau-Kosten werden tendenziell eher weiter steigen. Wenn Sie jetzt ein Haus bauen möchten, sollten Sie zeitnah einen Bauvertrag mit Festpreisgarantie vereinbaren. So können Sie sich die aktuellen Bauzinsen sichern und zukünftige Preissteigerungen umgehen.

Fazit: Den Hausbau möglichst bald beginnen

Wer bereits entschlossen ist, ein Haus zu bauen, sollte das Bauprojekt am besten so bald wie möglich angehen. Denn Preissenkungen im Bereich Materialien und Lohnkosten sind nicht zu erwarten – dafür werden die Bauzinsen weiterhin steigen. Auf günstigere Zeiten zu warten, erscheint in der derzeitigen Situation wenig sinnvoll.

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