Stadt Hanau: Innerstädtische Flächen optimal nutzen und vermarkten

09.05.2014Neues Pilotprojekt in Hanau richtet sich an die Grundstückseigentümer

Was haben eine Baulücke in dichtbesiedeltem Stadtgebiet, ein Billigkaufhaus in exponierter Lage oder ein Ladenleerstand in der Seitenstraße gemeinsam? Sie sind allesamt Areale, deren eigentliches Potenzial nicht oder nur ungenügend ausgeschöpft wird. Mit dem gemeinsam entwickelten Pilotprojekt „innenstattaußen“ wollen die Stadt Hanau und die Deutsche Gesellschaft für Innenentwicklung (dgi) die Schätze, die solche Potenzialflächen darstellen, aufdecken und heben.

 

Innerstädtische Potenzialfläche

 

Die dgi ist ein Zusammenschluss verschiedener Unternehmen aus Hanau und Umgebung, die sich dem Zukunftsthema Innenentwicklung in einem ganzheitlichen und branchenübergreifenden Ansatz annehmen. Neben den Hanauer Unternehmen Terramag GmbH, dem Planungsbüro Klaus Heim und dem Immobilienportalbetreiber wunschgrundstück GmbH zählen auch die Rechtsanwälte und Steuerberater von Ludwig-Wollweber-Bansch sowie die Kommunikationsagentur Ballcom aus Heusenstamm zum Gesellschafterkreis der dgi. Wie der Projektleiter Thomas Müller bei einer ersten Präsentation der fertiggestellten Konzeption anschaulich erläuterte, können alle Beteiligten von der zielgerichteten Erfassung und Aktivierung dieser innerstädtischen Potenzialflächen nur profitieren. „Der Besitzer kann seine Immobilie oder Fläche werthaltiger nutzen oder besser vermarkten. Die Nachbarschaft wird in aller Regel durch die Nutzung aufgewertet. Die Attraktivität und Lebensqualität der gesamten Stadt gewinnt.“

Folgt man den Fachleuten der Immobilienwirtschaft, stehen sich mit der Flächenknappheit in Metropolzentren und den vielfältigen Leerständen mit sich daraus ergebenden Versorgungsdefiziten derzeit zwei Trends gegenüber, die nebeneinander kaum erklärbar sind, so Müller.

Die Stadt will nach den Worten von Oberbürgermeister Claus Kaminsky sowohl diesen Herausforderungen, die auch in Hanau recht häufig zu beobachten sind, aufmerksam begegnen, als auch gleichzeitig neuem Flächenverbrauch entgegentreten. „Wir haben die sich daraus ergebenden Handlungsfelder klar als städtische Leitaufgabe erkannt.“ Gleichzeitig habe sich im Fahrwasser von Innenstadtneugestaltung und Konversion auch die Zahl der interessierten Investoren spürbar erhöht. „Unser Ziel muss es sein, nach Möglichkeit jedem Interessenten eine passende Fläche oder Immobilie zeigen zu können.“ Um diese ambitionierte Aufgabe zu lösen, sei es jedoch notwendig, die vorhandenen Potenziale umfassend zu erfassen und so professionell zu dokumentieren, dass interessierte Investoren auch von außerhalb schnell erkennen können, welches Angebot möglichweise zu den eigenen Ansprüchen passt. Neben der Bereitschaft der Immobilieneigentümer, sich auf einen solchen Prozess einzulassen, kommt es für den Erfolg maßgeblich auch auf die Stadt an, für die Potenzialflächen neue Nutzungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Pilotprojekt stößt auf großes Interesse

In dem jetzt gestarteten Pilotprojekt gemeinsam mit der dgi haben sich Stadt und Unternehmen zunächst auf die Kernstadt Hanaus beschränkt. Diese Beschränkung gilt nach Kaminskys Worten aber ausdrücklich nur für die Testphase. Wie der OB und Thomas Müller übereinstimmend feststellen, gibt es gerade in den Stadtteilen viele in Frage kommende Areale, die aus ökonomischer, städtebaulicher oder funktionaler Sicht einer anderen Nutzung zugeführt werden sollten.

Wie vielversprechend diese Potenzialflächen sind, wurde in einem ersten Workshop ermittelt. „Dass wir dabei nur die Innenstadt im Fokus hatten, liegt einfach daran, dass es zunächst darum ging, möglichst schnell ein gewisses Portfolio an Angeboten zusammenzustellen und gleichzeitig herauszufinden, welche Parameter am besten wie zu verarbeiten sind, um die fragliche Potenzialfläche möglichst attraktiv und anschaulich zu präsentieren.

Wie dgi-Projektleiter Müller erläutert, musste dafür eine eigene Plattform entwickelt werden. „Denn die normalen Immobilienportale im Internet, aber auch die Anzeigenschaltung an anderer Stelle, scheitert schon an der eindeutigen Klassifizierung oder Zuordnung dieser Flächen“, beschreibt Müller eine wesentliche Hürde in der Vermarktung. Mit dem Konzept „innenstattaußen“ soll eine wichtige Lücke geschlossen werden, indem sich die Kommune als aktiver Mittler zwischen dem Eigentümer einer Fläche und einem interessierten Investor anbietet. „Wir können allerdings nur als seriöse Anlaufstelle dienen, die dabei unterstützend wirkt,“ ergänzt OB Kaminsky die Beschreibung des städtischen Rollenverständnisses.

Zum Auftakt des Pilotprojektes initiierte die dgi einen Workshop. Die Bilanz dieses Arbeitstreffens war beachtlich. Innerhalb eines Tages konnten mit Hilfe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Hanauer Fachkreisen und der Abteilung Stadtentwicklung 62 Einzelflächen bzw. –immobilien mit einem Gesamtumfang von 15,5 Hektar als Potenzialfläche identifiziert werden. Die Workshop-Teilnehmer waren sich jedoch einig, dass die tatsächlich in diesem Prozess nutzbare Fläche im Kernstadtbereich um den Faktor 2 bis 3 höher liegt.

Im „Kommunalen Immobilienportal Hanau“ (KIP) sollen die in Frage kommenden Flächen künftig vermarktet werden. Dafür wurde eigens eine Oberfläche geschaffen, die für diese Areale nicht unterscheidet zwischen Baugrundstück oder Immobilie, Mieten oder Kaufen, Wohnung oder Gewerbe, sondern allein das übergeordnete Kriterium der Neu- oder Umnutzung verfolgt.

Für die Eigentümer bleibt die aktive Begleitung bei der Suche nach besseren Nutzungsmöglichkeiten zunächst kostenfrei. In einem persönlichen Schreiben der Stadt werden sie in Kürze weitere Informationen zu diesem Projekt erhalten. Auch in einer der nächsten Sitzungen des Struktur- und Umweltausschusses wird die Konzeption „Innenstattaußen“ ausführlich erläutert.

„Wir hoffen auf eine rege Beteiligung“, so der Wunsch von Oberbürgermeister Claus Kaminsky. Projektleiter Thomas Müller ergänzt, dass die dgi zumindest eines versprechen könne: „Der Eigentümer hat nichts zu verlieren, wenn er sich auf den fachlichen Austausch mit den Immobilienexperten einlässt.“

Aktiv eingebunden werden soll künftig auch die Hanauer Bürgerschaft, wenn es darum geht, neue Potenzialflächen aufzutun. Zu diesem Zweck wird in den nächsten Wochen auf dem städtischen Immobilienportal ein sogenannter „Potenzialflächenmelder“ freigeschaltet, wo auf in Frage kommende Areale hingewiesen werden kann, auch wenn man selbst nicht der Eigentümer der Fläche ist.

Erste Areale und das Bürgermeldetool gibt es im Internet unter www.kip-hessen.de/Hanau.

Pressekontakt: Stadt Hanau, Güzin Langner, Telefon 06181/295-929

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