Hausbau ohne Fallstricke. 10 Tipps für angehende Bauherren

Die Finanzierung steht, die bevorzugte Gemeinde ist ausgesucht und ein Wunschgrundstück ins Auge gefasst - der Traum vom eigenen Haus kann endlich realisiert werden. Doch so farbenfroh, wie sich jeder Bauherr das Ziel ausmalt, so viel gibt es auf dem Weg dorthin zu bedenken. Wer gleich zu Begin einige grundsätzliche Überlegungen anstellt und die notwendigen rechtlichen Anforderungen beachtet, beugt späteren Überraschungen vor. Der öffentlich bestellte Vermessungsingenieur Thomas Müller aus Hanau gibt wertvolle Tipps, was es vor dem Baubeginn zu beachten gilt und worüber sich jeder Bauherr im Vorhinein im Klaren sein sollte.
 

 

Was Sie beim Hausbau bedenken sollten: 10 Ratschläge von Diplom-Ingenieur Thomas Müller.

1. Seien Sie sich über die Ausrichtung Ihres Grundstücks im Klaren.
Liegt der Garten so ausgerichtet, wie Sie es wünschen? Wo könnten die Garage oder ein Carport gebaut werden, wo könnte die Einfahrt liegen?

2. Welche Infrastruktur gibt es in der Nähe des Grundstücks?
Prüfen Sie, welche für Sie und Ihre Familie wichtigen Einrichtungen in der Nachbarschaft liegen sollen bzw. leicht und bequem zu erreichen sein müssen, beispielsweise Schule, Kindergarten, Supermarkt, öffentlicher Nahverkehr, Autobahnanbindung. Hilfreich bei der Recherche sind Immobilienportale: So finden Sie z. B. auf wunschimmo.de die wichtigsten Strukturdaten übersichtlich zusammengestellt.

3. Lassen Sie ein Bodengutachten erstellen.
Bei Neubaugebieten gibt es in der Regel ein allgemeines Gutachten für das gesamte Gebiet, für Ihr spezielles Grundstück ist dies aber nicht aussagekräftig genug. Wichtig zu wissen ist z. B., ob eine sogenannte Weiße Wanne, ein wasserundurchlässiger Keller, erforderlich ist. Diese Mehrkosten müssen dann in die Kostenkalkulation einfließen. Ein individuelles Bodengutachten ist auch für Statikberechnungen notwendig und gibt Auskunft über eventuelle Altlasten.

4. Überlegen Sie sich, ob Sie einen Architekten beauftragen oder ein Fertighaus kaufen möchten.
Beides hat Vor- und Nachteile. Für einen Architekten spricht natürlich, dass Ihr Haus unverwechselbar wird. Zudem begleitet er das Bauvorhaben von A bis Z und ist treuhänderisch für den Bauherrn tätig - eine enorme Entlastung. Ein Fertighaus dagegen ist meist schneller bezugsfähig. Zudem hat es der Bauherr leichter, da er weniger Entscheidungen treffen muss - viele Dinge sind durch den Fertighausanbieter bereits vorgegeben.

5. Überlegen Sie sich, ob Sie eine Holz- oder Massivbauweise wählen.
Dass Steinhäuser länger "halten", ist ein Trugschluss: Das älteste Haus in Deutschland ist ein Fachwerkhaus. Die Massivbauweise nimmt in der Regel mehr Zeit in Anspruch, auch durch lange Trocknungszeiten. Holzhäuser sind je nach Konstruktion atmungsaktiv, gewährleisten ein angenehmes Raumklima und können mit Putzträgerplatten versehen werden, so dass sie nicht zwangsläufig wie ein Blockhaus aussehen. Momentan ist jedoch der Wiederverkaufswert von massiv gebauten Häusern noch etwas höher.

6. Beachten Sie unbedingt das bestehende Baurecht.
In Deutschland können Sie nicht "einfach drauflos bauen". Prüfen Sie die Vorgaben des rechtskräftigen Bebauungsplans, der für Neubaugebiete immer vorliegt. Hier geht es z. B. um Dinge wie Dachfarbe, mögliche Anzahl an Vollgeschossen, First- und Traufhöhe oder überbaubare Fläche. Auch die Landesbauordnung ist zu beachten, die beispielsweise Brandschutzvorschriften und Regeln zur Abstandsfläche enthält. Vorsicht: Sollte kein Bebauungsplan (bei der Gemeinde einsehbar) vorliegen, dann darf oft gar nicht gebaut werden.

7. Beachten Sie die kommunale Stellplatzordnung.
Vor allem, wenn Sie eine Einliegerwohnung, eine Praxis oder Büroräume in Ihrem Haus planen, müssen ausreichend Stellplätze vorhanden sein - die wiederum im Bauantrag nachgewiesen werden müssen.

8. Kümmern Sie sich rechtzeitig um die Bauvorlagen.
Ohne Bauantrag keine Baugenehmigung (Ausnahme: genehmigungsfreie Bauvorhaben) - und kein Hausbau! Im Bauantrag weisen Sie nach, dass Sie sich an das Baurecht halten, z. B. bezüglich Brandschutz, Statik oder Entwässerung. Gibt es kritische Punkte, sollten Sie diese bereits in der Planungsphase mit dem Bauamt abklären, um Zeitverlust und unnötige Kosten zu vermeiden.

9. Wichtig für Ihr Bauvorhaben ist ein zuverlässiger Vermesser.
Über ihn erhalten Sie den Liegenschaftsplan für Ihren Bauantrag, er liefert die erforderliche Absteckbescheinigung, misst das Gebäude nach der Fertigstellung ein und zeigt Grundstücksgrenzen auf, damit es keine Probleme mit den Nachbarn gibt.

10. Denken Sie an alle anfallenden Kosten.
Berücksichtigen Sie, dass außer dem Kaufpreis für Grundstück und Haus noch andere Kosten auf Sie zukommen. Insbesondere sind dies die Kaufnebenkosten für Notar, Grundbuch und Grunderwerbssteuer, Kosten für Statiker, Architekt und Vermesser, für Außenanlagen, Hausanschlüsse sowie die Gebühren für den Bauantrag. Bei Fertighäusern schlagen meistens Bodenplatte und Keller gesondert zu Buche.

Über den Autor

Diplom-Ingenieur Thomas Müller leitet in dritter Generation das Hanauer Vermessungsbüro Müller, das seit 1962 hoheitliche Vermessungsaufgaben wahrnimmt und privaten wie gewerblichen Bauherren sowie Architekten und Bauträgern alle Dienstleistungen rund ums Vermessen anbietet. Services wie kostenlose Beratung und die Übernahme sämtlicher Behördengänge machen das Vermessungsbüro zu einem beliebten Ansprechpartner, gerade auch bei kleineren Bauprojekten.

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